Aufschrift & Kontext
Auf dem Dach des Krankenhauses von Pripjat steht in großen Lettern:
„Здоров’я народу – багатство країни“ –
auf Deutsch: „Gesundheit der Menschen – Reichtum des Landes“
(Quelle,
Quelle).
Das Krankenhaus (МСЧ-126) versorgte einst Reaktorpersonal und Familien der jungen Planstadt
(Quelle).
In den Stunden nach dem Reaktorunfall wurden Hunderte Menschen eingeliefert, darunter viele Ersthelfer und Feuerwehrleute. International wird berichtet, dass zunächst 237 Personen mit Verdacht auf akute Strahlenkrankheit hospitalisiert wurden; später bestätigten die Auswertungen 134 ARS-Fälle, davon 28 Todesfälle in den ersten drei Monaten (World Nuclear Association, WHO-Bericht 2006, Mettler et al. 2007, Hintergrund).
Besonders bekannt ist der Keller von МСЧ-126: Dort wurden die kontaminierten Uniformen der ersten Feuerwehr- und Rettungsmannschaften abgelegt – Stiefel, Handschuhe, Helme und Jacken. Diese Gegenstände gelten bis heute als stark belastet und sind einer der „heißesten“ Orte in Pripjat (Chernobyl Gallery, Chernobyl.one, PBS/Thirteen).
Zerbrochene Fensterscheiben, verstreute Krankenakten, verlassene Behandlungsräume: Das Krankenhaus ist zum Sinnbild einer abrupt beendeten Normalität geworden. Zwischen der idealistischen Dachparole und den Spuren der Katastrophe entfaltet sich ein Spannungsbogen, der bis heute nachhallt.
2017 stand ich in den langen Korridoren von МСЧ-126. Der Geruch von Staub und nasser Farbe, das ferne Klirren loser Scheiben – und über allem der Widerspruch zwischen Heilsversprechen und Hilflosigkeit. Dieses Kapitel meiner Serie hält den Moment fest, in dem medizinische Fürsorge und historische Tragödie im selben Gebäude eingeschrieben sind.
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