Lage & Kontext
Am Ufer des Prypjat-Flusses, in unmittelbarer Nähe von Café Pripyat und dem Passagierhafen, liegt ein verlassener Flusskahn, der vor Ort häufig als „Floating Restaurant“ bezeichnet wird. Das Schiff lag am Hafenbereich neben dem beliebten Café Pripyat und diente als gastronomischer Treffpunkt an der Uferpromenade der jungen Planstadt. Zeitgenössische und aktuelle Bildquellen dokumentieren den liegenden, später verwitterten und teils abgesackten Rumpf am Kai
(Chernobyl Gallery,
Urbex.nl,
Belegfoto 1,
Belegfoto 2).
Die Promenade von Pripyat war Aufenthaltsort für Familien, Pendler und Ausflügler. Das Café Pripyat („The Dish“) war ein beliebter Treffpunkt mit markanten Glasfenstern; am Fluss legten Tragflächenboote wie „Raketa“, „Kometa“ und „Meteor“ an – der Hafen verband die Stadt mit Orten entlang des Flusses (Quelle). Im Umfeld dieses Ensembles lag der Gastronomie-Kahn, der dem Areal eine maritime Note gab (Chernobyl Gallery).
Nach der Reaktorkatastrophe wurde Pripyat evakuiert; Uferpromenade, Café und Hafenanlagen verfielen. Der als „Floating Restaurant“ bekannte Kahn blieb am Ufer zurück und rostete über Jahrzehnte vor sich hin. Fotodokumente zeigen den fortschreitenden Verfall und die allmähliche Teilversenkung des Rumpfs im Hafenbereich (Belegfoto, Belegfoto).
Der Flusskahn ist zu einem Sinnbild der verlassenen Uferzone geworden: verblichene Lackschichten, zerbrochene Fenster, ein Deck, das langsam dem Wasser überlässt, was Menschen schufen. Zusammen mit dem Café Pripyat und dem Passagierhafen bildet er ein Ensemble, das die Freizeitkultur der Stadt greifbar macht – und ihr abruptes Ende erzählt (Sightraider – Hafen & Ufer).
2017 stand ich am Kai unter den Birken. Auf dem Wasser trieb leichtes Treibgut, und der Rumpf des „Floating Restaurant“ spiegelte sich wie eine verblasste Postkarte in der Flussoberfläche. Zwischen Café, Hafen und Kahn liegt eine Stille, die nicht leer ist – sie hält die Stimmen eines Ufers fest, das einst voller Schritte war.
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